Oulu Master Class Winter Edition 2024 - der letzte Schnee vor dem Sommer?

Nach einem erfolgreichen Workshop und einer Konferenz in Davos (CH) zum Thema «Velofahren im Winter» entstand das Interesse, das Thema weiterzuverfolgen. Es wurde entschieden, nach Oulu zu gehen, um mit eigenen Augen zu sehen, was die Stadt zu einem guten Ort zum Velofahren macht, selbst bei -30°C.

Die Stadt mit 220'000 Einwohner:innen im Norden Finnlands, kann trotz ihrer geografischen Lage und der manchmal schwierigen Wetterbedingungen – während der Master Class wurden -27°C (gefühlte -30°C) gemessen – einen interessanten Veloverkehrsanteil von etwa 20% vorweisen. 77% der Einwohner:innen nutzen das Velo zumindest gelegentlich, und 42% tun dies regelmässig (mindestens einmal pro Woche). 

Mehrere Faktoren können diese Nutzung des Velos erklären: 

  • Komfortable, schnelle, angenehme und sichere Infrastrukturen (rund 950 km Radwege), mitunter mit mehreren Kilometern getrennt vom motorisierten Verkehr, was für Kinder und Schulwege ideal ist (bis zu 70-80% der Schüler:innen kommen mit dem Velo). Vielfach handelt es sich um ein vom Hauptstrassennetz getrenntes Netzwerk, mit Breiten von 6 bis 7 Metern für den Fuss- und Veloverkehr, dass die Stadtviertel erschliesst. Mehr als 320 breite und komfortable Unterführungen mit sanften Steigungen durchziehen das Netzwerk und vermeiden Konflikte mit dem motorisierten Verkehr. Diese Infrastrukturen sind auch aufgrund des verfügbaren Platzes möglich, der auch zu einer ausgedehnten Stadtfläche führt und dazu beiträgt, dass der Anteil des öffentlichen Verkehrs relativ niedrig ist (ca. 6%). 
  • Darüber hinaus hat Oulu eine ausgezeichneten Unterhalt mit hohen Standards und geeigneter Ausrüstung. Im Winter werden die Routen für Fuss- und Veloverkehr nicht vernachlässigt und mit Schnee bedeckt gelassen, da 98,9% davon priorisiert geräumt werden. Eine Schneehöhe von mehr als 2 cm muss innerhalb von 3 Stunden entfernt werden, und 4 cm dürfen nie erreicht werden. Bei der Gestaltung der Infrastrukturen wird bereits an den Unterhalt gedacht: ausreichende Breite für die Schneeräumung mit niveaugleichen Bereichen zwischen Fuss- und Veloverkehr, grüne Trennstreifen zwischen motorisierten Fahrzeugen und Fuss- und Veloverkehr um Schnee zu lagern, ausreichende Neigungen um stehendes Wasser zu vermeiden. Es ist auch erwähnenswert, dass die Verwendung von Salz untersagt ist, stattdessen werden Sand und Kies (in definierter Grösse und Form) verwendet, und immer mit dem Ziel, ausreichend zu räumen, um die Bildung von Eis zu verhindern. 
  • Und schliesslich ist es vor allem eine Frage der Governance seitens der Stadtverwaltung und der technischen Dienste, eine Frage der Priorisierung und der Ziele. Die Bedürfnisse von Fuss- und Veloverkehr müssen von Beginn mitgeplant werden, einschliesslich des Unterhalts. Der Fuss- und Veloverkehr wurden mit einer Vision für die nächsten Jahrzehnte (50 Jahre) seit der Entwicklung der Stadt in den 1960er Jahren, dank des Ingenieurs Mauri Myllylä mitgeplant. 

Zweifellos ist nicht alles 1:1 auf unseren Kontext übertragbar, da die klimatischen Bedingungen und die städtebauliche Typologie unterschiedlich sind. aber es ist klar, dass man viel lernen und sich inspirieren lassen kann. 

Standort
Suisse
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